filmament, die sechste sichtung
anthologie: identität
Mittwoch, den 30. Juni 2010 um 21:15 Uhr, Eintritt: 2,50 EUR.



ein unerträglicher traum

D 2010, 16 Min., R.: Wilfried Jäger, D.: Philipp Renner, Simon Renner
Zur Demonstration der NPD im Mai 2008 hatte die Nürnberger Stadtverwaltung mit OB Dr. Ulrich Maly an der Spitze eine Politik der „kalten Schulter“ propagiert. Die Neonazis sollten durch menschenleere Straße ziehen. Dieses Konzept ging nicht ganz auf und stellte sich auch im Nachhinein nicht als sehr glücklich heraus. Linke Gruppierungen, aber auch Bürger ohne jede politische Bindung, die ihre Stadt nicht so einfach den dumpfen Parolen der ewig gestrigen, aus der ganzen Bundesrepublik angekarrten NPD-Anhängern überlassen wollten, demonstrierten entschlossen gegen den genehmigten Demonstrationszug. Meinen damals zwölfjährigen Enkel Philipp Renner nahm ich zum ersten Mal zu einer Gegendemonstration mit. Beeindruckt von diesem Ereignis und geschockt von dem Mordanschlag auf den Passauer Polizeipräsidenten im Dezember 2008 entstand die Idee zu diesem Film.“



drop out

D 2009, 3 Min., R.: Rafael Mayrhofer
Eine Babypuppe kämpft mit ihrem Schicksal in einer Welt die von Rassenhygiene bestimmt ist. Der Selektionsvollzug wird in dieser Welt von mechanischen Kameras durchgeführt, die eine allgegenwärtige Überwachungseinheit bilden.
Das Thema des Films ist die Selektion in unserer Gesellschaft. An sich ist das ein natürlicher Prozess, hier allerdings mit sehr maschinellen, künstlichen, sterilen und unmenschlichen Mitteln umgesetzt. Der Prozess der Selektion von Menschen ist sehr allgegenwärtig in unserer Gesellschaft. Bewerbungen, Einreisen, Abtreibung und vielleicht in naher Zukunft die genetische Vorabselektion der eigenen Kinder aufgrund von unerwünschten Geneinflüssen. Jeder will schließlich den perfekten Nachfolger, wenn man schon selbst nicht ewig auf der Welt verbleiben kann. Das Problem der voranschreitenden Überbevölkerung und die dadurch drastisch schwindenden Ressourcen, geben der Vorabselektion eine weitere Berechtigung. Der Film stellt dar, wie es aussehen könnte, wenn einer der letzten ethischen Hürden in Sachen Selektion, die der Mensch noch nicht genommen hat, genommen wurde: die großflächige Vorabselektion der nächsten Generationen.





alltägliche begebenheiten

D 2004, 8 Min., R.: Fumiko Matsuyama, D.: Anne Golde Arnold
Es geht um die alltägliche Begebenheit, gestützt auf die literarischen Texte der österreichischen Autorin Ingeborg Bachmann. Krieg wird nicht mehr ausgerufen, sondern fortgesetzt…





loly lone
D 2006, 2 Min., R.: Leslie Teah, D.: Leslie Teah
Dieser Film stellt wieder das typische Verhalten zweier Existenzen in diesem Universium dar.
Einer von ihnen hängt in Ketten, der andere zieht wie bekloppt an dieser Kette.
Also das normale Verhalten eines Ehepaares.
Ach ja, Liebe kann so schön sein.
Doch alles geht im Endeffekt nur um einen einsamen Menschen, dessen Einsamkeit ihn selber zerfrisst...





entstehung des lebens

D 2005, 2 Min., R.: Veronika Scherstneva, D.: Thomas Milan Lootz, Elena Korsunskaja
Die Regisseurin erzählt über ihre Suche nach dem Sinn im Leben. Sinn des Lebens ist das Leben selbst. So handelt dieser Film von Männlichkeit und Weiblichkeit, von der Verbindung dieser Kräfte, von der Liebe und der Geburt.






from dawn till dusk
D 2007, 3 Min., R.: Katrin Lössl
Eine Riesenlibelle startet am Morgen aus einer blauen Reisetasche und fliegt von der Insel Mallorca nach Nürnberg. Dort angekommen findet sie einen Insektenstaat vor, der mit den Menschen dort scheinbar friedlich zusammen lebt. Diese Riesen besuchen ihre eigenen Museen und besitzen eine Art meinungsbildendes Bildungsfernsehen. Die Gefahr für die Menschen, die von diesen Tieren ausgeht, ist spürbar. Trotzdem geht das Leben in der Stadt seinen gewohnten Gang. Am Ende des Tages fliegt die Libelle durch die Akademie der bildenden Künste und legt sich für die Nacht in einer blauen Reisetasche, die dort im Eingangsbereich steht, zur Ruhe. Libellen sind der weiße Hai unter den Insekten. Sie existieren seit 200 Millionen Jahren. Die scheinbar herrenlose Reisetasche ist nicht nur das Zuhause dieser Libelle, sondern auch ein Symbol für die Gefahr, die vom Terrorismus ausgeht.




identität

D 2010, 5 Min., R.: Burak Yildirim, D.: Bijan Gafenberg
Alleine die Fragestellung der Menschheit „ist das Huhn vom Ei oder das Ei vom Huhn“ zeigt das Dilemma in dem der Mensch mit seinem Zustand des Seins im Universum steht. Nicht nur diese existenzielle Frage beschäftigt den Menschen seit jeher sondern der Mensch stellt auch in seiner Existenzgeschichte immer neuere Konzepte seines Daseins auf um seine eigene Existenz zu rechtfertigen oder eine neuere Sinngebung zu etablieren. In Europa gibt es über zweihundert verschieden Hühnerrassen. Es gibt Hühner, die praktisch täglich ein Ei legen. Würde man die Eier nicht entfernen, so begänne das Huhn gleich mit Brüten. Bei den Germanen war das Huhn DONAR, dem Gott der Fruchtbarkeit, geweiht. Es galt als Schoß der Schöpfung, sein Ei als Ursprung allen Lebens. Die Römer benutzten das Huhn als Orakeltier. Sie zogen in keine Schlacht, ohne zuvor die Hühner beobachtet zu haben. Wollten diese nicht fressen, war kein guter Ausgang der Schlacht zu erwarten. Durch alle Jahrhunderte dienten die Hühner als Wetterpropheten. Bauern achteten auf ihre Verhalten und zogen daraus ihre Schlüsse: Gingen die Hühner früh schlafen, so sollte es gutes Wetter geben. Fraßen sie Gras, kam schlechtes Wetter. Ein krähendes Huhn bedeutet im Volksglauben nichts Gutes. Kräht ein schwarzes Huhn, kündigt sich ein Unglück an. Den Hühnern wird vor allen Dingen Dummheit und Einfältigkeit nachgesagt. Ein dummer Mensch hat so viel Hirn wie ein Huhn, sagt man. Der vorlaute, geschwätzige Charakter der Hühner kommt in dem Satz Die Henne legt ein Ei und sagt es der ganzen Welt zum Ausdruck. FRIEDRICH NIETZSCHE (1844-1900) vergleicht in „Fragmente 1875-1879“ das Gegacker des Huhns mit schlechten Schriftstellern. Die meisten Schriftsteller schreiben schlecht weil sie uns nicht ihre Gedanken sondern das Denken der Gedanken mitteilen. Oft ist es Eitelkeit was die Periode so voll macht, es ist das begleitende Gegacker der Henne, welche uns auf das Ei aufmerksam machen will, nämlich auf irgend einen inmitten der vollen Periode stehenden kleinen Gedanken.




unreal
D 2010, 15 Min., R.: Devrim Aktas, D.: Jan Bareins, Sarah Stork, Jan Ermen
Film- und tricktechnisch äußerst ambitionierte Mischung aus Drama und Actionfilm, die sich mit Konflikten zwischen virtuellen Identitäten in einer feindseligen bizarren Cyber-Welt auseinandersetzt.






die taube läuft im stöckelschuh

D 2009, 2 Min., R.: Karolin Pein-Kuceja
Surreal und grotesk anmutender Animationsfilm.







das loch
D 2009, 30 Min., R.: Yvonne Anders, Stefanie Schroeder
"Da müsste sich die halbe Welt ganz andere Gedanken machen" Das seit dem Zweiten Weltkrieg als verschollen geltende Bernsteinzimmer fordert eine große Gemeinde von Schatzsuchern heraus. Einige von ihnen wurden in diesem Film interviewt. Ein Bürgermeister, der sein Dorf am äußersten Rand des Erzgebirges mit einem schachbrettartigen Muster von Bohrlöchern überzieht, ein ehemaliger Privatdetektiv, der inzwischen mit Büchern über seine Suche nach dem Bernsteinzimmer seinen Lebensunterhalt verdient, ein Heimatforscher, der im erzgebirgischen Schwarzenberg eine geheime unterirdische Rüstungsproduktionsanlage aus dem zweiten Weltkrieg vermutet, sowie den selbsternannten Premierminister der Exilregierung des auf einer Bohrinsel im Ärmelkanal gelegenen Mikrostaates „Sealand“. Diese Interviews werden durch eine Collage aus Beiträgen zur Bernsteinzimmersuche in einschlägigen Internetforen ergänzt. Dabei stellt sich heraus, daß keinem der Beteiligten das Bernsteinzimmer das wichtigste ist. Es bildet den Ausgangspunkt für Verschwörungstheorien, Geschichtsrevisionismus, Parawissenschaften und Tourismusförderung. Der Film beschäftigt sich mit der Suche nach dem Bernsteinzimmer. Es gibt zwei Filmebenen: eine im realen und eine im virtuellen Raum. Diese Ebenen sind teilweise miteinander verschränkt. Die erste Ebene zeigt Bernsteinzimmersucher im Interview, dazu die Schauplätze der Suche. Die zweite Ebene zeigt Monitoraufnahmen verschiedener Internetforen, in denen die Suche nach dem Bernsteinzimmer und damit zusammenhängende Verschwörungstheorien diskutiert werden. Die Foreneinträge werden durch verschiedene computergenerierte Stimmen vorgetragen. Zum Teil werden diese Foreneinträge auch als Off-Kommentar zu Bildern der mutmaßlichen Bernsteinzimmerverstecke genutzt.